„General“ Gröhe im Dienst

26.10.2009
Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 26. Oktober 2009

„General“ Gröhe im Dienst (Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 26. Oktober 2009)
Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 26. Oktober 2009

Hermann Gröhe wird Generalsekretär der CDU. Die Union im Rhein-Kreis gratuliert und braucht einen neuen Chef: Gröhe will den Kreisparteivorsitz abgeben und schlägt NRW-Minister Lutz Lienenkämper als Nachfolger vor.

Für den Neusser Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe ist es nach der Ernennung zum Staatsminister der zweite Karrieresprung in nur etwas mehr als einem Jahr: Der CDU-Bundesvorstand hat den 48-jährigen Neusser am Samstag einstimmig zum kommissarischen Generalsekretär ernannt. Gröhe, der noch von einem Parteitag der CDU bestätigt werden muss, folgt damit Ronald Pofalla, der Chef des Kanzleramtes wird.

Die Konsequenz für die Christdemokraten im Rhein-Kreis Neuss: Sie bekommen einen neuen Vorsitzenden. "Ich werde meinen Wahlkreis weiter nach Kräften pflegen, trete aber beim Kreisparteitag am 28. November nicht mehr zur Wahl des Kreisparteivorsitzenden an", sagt Gröhe mit Verweis auf den neuen Job im Berliner Konrad-Adenauer-Haus. Auch bei der für Dienstag in Ulm geplanten Wiederwahl zum Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) will der 48-Jährige nach zwölf Jahren Mitgliedschaft nicht mehr antreten. "Ich bleibe aber Mitglied der Synode der EKD."

Am Samstag Abend informierte Gröhe die Vorsitzenden der CDU-Stadtverbände im Kreisgebiet und schlug gleichzeitig Lutz Lienenkämper MdL, Minister für Bauen und Verkehr in NRW aus Meerbusch, als seinen Nachfolger vor: "Lutz Lienenkämper hat lange erfolgreich die Fraktion im Kreistag geführt, er ist eine Idealbesetzung."

Der Landesminister ist zur Kandidatur bereit. "Der Vorschlag ehrt mich und ich würde die Aufgabe sehr gern übernehmen." Lienenkämper sieht sich durch die Erfahrung als Fraktionschef der CDU im Kreistag, ein Amt, das er mit Übernahme des Ministerpostens aus rechtlichen Gründen aufgeben musste, für den Kreisparteivorsitz gut gerüstet. Gleichzeitig betont er jedoch, zunächst parteiintern Gespräche führen und Ideen für ein schlagkräftiges Vorstandsteam entwickeln zu wollen: "Im Moment reden wir nur über einen Vorschlag. Der Parteitag entscheidet."

Dennoch gibt es bereits die ersten Reaktionen und die sind positiv: "Lutz Lienenkämper als Vorsitzender wäre eine Super-Sache", sagt zum Beispiel Markus Leßmann, stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender, der die Gröhe-Nachfolge für sich selbst aus beruflichen Gründen ausschließt: "Ich habe zum 1. Oktober eine Stelle als Gruppenleiter für Jugendarbeit im Ministerium von Armin Laschet in Düsseldorf angetreten, das passt nicht zusammen", sagt der Büttgener, bis vor kurzem Erster Beigeordneter beim Landkreistag NRW. Auch der Neusser CDU-Chef Dr. Jörg Geerlings hält Lutz Lienenkämper im Amt des Kreisparteivorsitzenden "auf jeden Fall für eine gute Wahl". Dass Gröhe das Amt aufgebe, sei zwar bedauerlich, angesichts seiner neuen Aufgabe, die ihn rund um die Uhr fordere, jedoch verständlich.

Aus Sicht seines Kreisverbandes hat Gröhe als Vorsitzender gezeigt, wie man mit klarem, christlich orientierten Kompass die CDU als Volkspartei exzellent führen, organisieren und ihr ein klares Profil geben kann. "Die CDU als letzte verbliebene Volkspartei steht vor großen Herausforderungen. Ich bin sicher, wir werden sie mit einem Generalsekretär Hermann Gröhe konzeptionell und inhaltlich hervorragend meistern", sagt Leßmann.

Gröhe kündigt unterdessen eine harte, aber faire Auseinandersetzung mit den politischen Gegner an: "Vom Draufhauen halte ich weniger." Der Neusser, Christdemokrat seit seinem 16. Lebensjahr, will die Position der CDU "als eine in der Mitte verankerte Volkspartei" festigen, was keine leichte Aufgabe sei: "Das zeigt das Beispiel der SPD." Sollten sich die Sozialdemokraten künftig nach links orientieren, werde die CDU in der Mitte keinen Millimeter Raum aufgeben. Im Gegenteil, so Gröhe: "Wir müssen auch den enttäuschten Steinbrück- und Steinmeier-Fans ein Angebot machen." Einen Rechtsruck der CDU werde es mit ihm nicht geben.