Chancen trotz leerer Kassen

01.09.2005
Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 1. September 2005

Chancen trotz leerer Kassen (Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 1. September 2005)

Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 1. September 2005

Wenn es darum geht, neue Arbeitsplätze zu schaffen oder Aufträge an die Privatwirtschaft zu vergeben, zeigen Bürgermeister und Kämmerer gern die umgedrehten Hosentaschen. Zeit zum Jammern? „Leere Kassen - Chancen für den Mittelstand“ fragte gestern schon fast provokativ die CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) in Kaarst. Vorsitzender Heijo Drießen hatte als Referenten den Kaarster Bürgermeister Franz-Josef Moormann ins Gesundheits- und Bewegungszentrum der SG Kaarst eingeladen. Mit ihm auf dem Podium saßen der CDU-Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer, Lutz Lienenkämper MdL und Kreiswirtschaftsförderer Jürgen Steinmetz.

Moormann betonte, dass von den Kommunen angesichts der aktuellen Finanzmisere kaum neue Jobs zu erwarten seien. Dennoch könnten die Städte Impulse setzen oder unterstützen, die für die Wirtschaft im direkten Umfeld förderlich seien. „Kaarst total“, das Stadtfest, das am Wochenende zum siebten Mal über die Bühne geht, sei so ein Projekt: „Vom Einzelhandelsfest hat sich Kaarst total zu einem Fest für die gesamte Wirtschaft entwickelt.“ Und nicht nur das: Kritiker, die sich anfangs über das „lärmende Fest“ beschwert hätten, müssten inzwischen erkennen, dass es gelungen sei, bei „Kaarst total“ Sport, Brauchtum, Kultur und sogar die Kirchen einzubinden: Stadtmarketing, das der gesamten örtlichen Wirtschaft diene. „Ein Musterbeispiel für ein Public Private Partnership-Projekt“, meinte Wirtschaftsförderer Jürgen Steinmetz auch mit Blick auf die Kooperation des Verpackungsherstellers C.B. Hoffmann, der eine Bühne für das anspruchsvolle Programm der Kaarster Musikschule zur Verfügung stellt.

Grundsätzlich, so Moormann weiter, führe kein Weg daran vorbei, Freiheit, aber auch Verantwortung des einzelnen wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Der Staat sei gezwungen, sich in seinen Aufgaben zu beschränken. Politiker müssten den Mut aufbringen, den Menschen dies klar und deutlich zu sagen. Vor diesem Hintergrund, aber auch mit Blick auf die anstehenden demographischen Veränderungen sei es gerade der Mittelstand, der segensreich für die Gesellschaft wirke: „Dort rückt man zusammen, wenn es darum geht, einen Altgesellen zu halten oder Lehrstellen zu schaffen.“ Dafür aber bräuchten die Betriebe auch Unterstützung, zum Beispiel wenn es um die Frage der Berufsschultage der Auszubildenden gehe.

Wie zuvor Wimmer (NGZ berichtete), kritisierte Moormann, dass immer mehr Bereiche der Daseinsvorsorge - vor allem Energie - in die Hand von Monopolen gerieten, die für drastische Preissteigerungen verantwortlich seien. Änderungen wünscht sich Moormann auch beim Vergaberecht, um örtliche Firmen - bei (fast) vergleichbaren Angeboten - bevorzugen zu können. Impulse könne zudem die in Kaarst neu eingeführte Zentrale Gebäudewirtschaft bringen: Moormann hält es für denkbar, künftig Aufträge zur Unterhaltung öffentlicher Gebäude, etwa Schulen, komplett an einzelne Handwerksbetriebe zu vergeben.